- Geld schießt Tore -
- Wenn der Teamchef zum Bergzeitfahren ruft,
darf der Sprinter ausnahmsweise nicht (wie sonst üblich) den Kopf
ausschalten...-
Jemand, der sonst über 30 Sekunden
vierstellige Wattwerte tritt, soll 2300 m mit 175 HM bewältigen - am besten
noch den bisherige Streckenrekord (7:09 Min) unterbieten! Was tun? Schnell an
Körpergewicht verlieren geht auf die Leistung, also muss das Rad „Federn“
lassen. Die passende Lösung gab es bei Mauers Radshop in Kassel
(www.baikschopp.de).
Roval Rapide CL 40 (700 C) mit den flinken
Specialized Turbo Pro Reifen, wie gemacht fürs Bergzeitfahren.
Doch trotz des super Materials bleibt das alte
Problem: „Das Bergzeitfahren stellt eine Spezialdisziplin des Einzelzeitfahrens
dar. Hierbei wird meistens eine relativ kurze Strecke befahren, welche
allerdings fast durchgängig mit hohen Steigungsprozenten versehen ist.“ Um die
Wünsche des Teamchefs erfüllen zu können, wurden keine Kosten um Mühen
gescheut...Training am Berg des Grauens - auf Zeit. Gleich am Start nutze ich
fast meinen kleinsten Gang, aber nach 100 Meter warten 17 % Steigung. „Habe ich
mein Kletterzeug dabei?“ Das SRM zeigt zeitgleich Werte jenseits der 400 Watt
an.
Endlich am Schwimmbad angekommen, liegt weniger als die Hälfte voller
Schweiß und schwerer Beine hinter mir und noch mehr vor mir. Im Wald wird es mit
ca. 7 % Steigung im Durchschnitt endlich flacher und ich kann meine Frequenz
ausspielen. 300 Meter vor Ziel erfreut mich die Stecke noch einmal mit einem
steileren Stück. Was sagt die Zeit? 7:26 bei 359 Watt. Ernüchtert fahre ich
wieder runter und mache mich auf den Heimweg. „Diese Woche isst du mal lieber
nix“, denke ich mir...
- Tag der Wahrheit -
Melsungen begrüßt mich mit Regen. Da ich
Rennen im Regen liebe, ist dies ein gutes Vorzeichen für die Spezialdisziplin.
Meine Startzeit: 18:48 Uhr. Zuvor umziehen und das Rad aufbauen. Endlich halte
ich meine Wunderwaffen für den Kampf gegen die Uhr in den Händen. In schlichtem
schwarz glänzen sie in der Abendsonne, Vollcarbon. Mit ihren schlichten
Aufklebern wirken sie edel, effizient und genau richtig für mein Ziel. 40 mm
hohe Felgen. Durch ihre breite Bauweise besticht sie mit einer guten
Aerodynamik. Vorne 18 Speichen; radial, hinten 24; zweifach gekreuzt für hohe
Verwindungssteifigkeit. Die Naben, Nippel und Speichen sind von DT Swiss und
dies spricht schon für ihre Qualität. Die mitgelieferten Turbo Pro Reifen haben
einen sehr guten Rollwiederstand, jedoch eine weniger gute Pannensicherheit.
Doch dies ist dem geringen Gewicht geschuldet und heute geht es ja nur hoch.
Beim Warmfahren zeigt sich die Agilität der
Räder, ein leises Surren des Freilaufs beruhigt kurz vor dem Start. Noch 15,
10, 5, 3, 2, 1, LOS! Wie zufällig ist der Teamchef auch der heutige Zeitnehmer
vom Dienst; nicht das ich am Start noch vergessen hätte worum es geht: Unter
7:09 Min. Schnell beschleunige ich und biege in die 17 % Wand. Meine Beine
fühlen sich gut an und ich versuche am Anfang nicht gleich zu überziehen. Doch
der Berg fordert seine 400 Watt und die bekommt er auch. Dann pendel ich mich
zwischen 320-340 Watt ein, auf dem Asphalt stehen 500 m. Die Beine drehen und
ich hoffe es bleibt so. Obwohl es schwer fällt: Das Trikot bleibt zu. Alles für
die Zeit. Kurz vor dem Schwimmbad höre ich schon meinen Namen, das motiviert.
Runterschalten und die 1000 m auf dem Asphalt erkannt. Das flachere Stück im
Wald wird schnell, ich hoffe auf mein Material. STEVENS Arcalis und Roval,
alles aero!
An der Flamme rouge höre ich wieder jemanden
meinen Namen rufen und das SRM zeigt 410 Watt. Die Ideallinie muss ich mir mit
zwei Walkerinnen teilen, egal, nur noch 500 Meter. Mir läuft das Wasser in die
Socken, ein gutes Zeichen. Nasse Schuhe zeugen von Geschwindigkeit. Mein Puls
hat schon lange die 180 Schläge passiert. Ich spüre das Laktat in den Beinen,
wo auch sonst. Die leichte Linkskurve verrät mir das Ziel, noch einmal kurz in
den Wiegetritt und alles was geht. Ich passiere die Ziellinie und im
Augenwinkel sehe ich 7:02. Ziel erreicht, im doppelten Sinne!
Oben verliere ich keine Zeit, umdrehen und
wieder runter. Bloß keinen Meter mehr bergauf. Unten angekommen bestätigt sich
meine Zeit. Woran lag es? Gutes Material verbessert im Radsport zumindest die
Erfolgsaussichten. Doch treten musste ich selbst. Aber was das Geld für den
Fußball ist, ist das gute Material für den Radfahrer.
An dieser Stelle möchte ich unserem Teamchef
und Organisator Dieter Vaupel einen großen Dank für seine hervorragende Arbeit
aussprechen. Ohne hätten wir nicht so eine gute Basis und ich wäre nicht so
schnell gefahren^^.
Danke auch an Mauer´s Bike Shop. Ihr hattet
nicht unerheblich Anteil an dem Erfolg!
Falk Hepprich